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La Soupe Populaire by Tim Raue

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La soupe populaire ist das neuste Restaurant aus der Kollektion des 2-Sternekochs Tim Raue. Man findet die “Suppenküche” auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei Bützow am Prenzlauer Berg – eine sehr coole Location nur wenige hundert Meter hinterm “Alex” und der Backfabrik. Das Gelände steht unter Denkmalschutz. Tim Raues Konzept ist Kulinarik mit Kunst zu verbinden und so wird es in den kommenden Monaten immer wieder Kunstausstellungen in den Räumen des Restaurant geben. Zur Zeit sind es die Berliner Künstler Eva & Adele mit ihrer Ausstellung “Futuring”.

Die Location ist schon etwas abgefahren. Das alte Industriegebäude hat einen ganz besonderen Charme. In der seit Jahren leer stehenden Brauerei hat Tim Raue ein Restaurant geschaffen, das nichts mit dem feudalen Ambiente der Sternegastronomie zu tun hat. Hier ist alles rustikal. Eigentlich nur besenrein. Aber das Interieur passt. Ein Mix aus verschiedenen Materialien. Raue hat dafür einen östereichischen Inneneinrichter engagiert, der sich auf antikes und gebrauchtes Mobiliar spezialisiert hat. Die Stühle erinnern an eine Schule aus den 50zigern. Die Lampen sind Filmscheinwerfer. Wir lieben eine solche Atmosphäre, da wir selbst in einer alten Baumwollspinnerei wohnen. Jedes Objekt hat seinen Platz und passt perfekt ins Gesamtkonzept. Tim Raue möchte in diesem bodenständigen Umfeld “Volksküche” servieren. Als Küchenchef holte er sich Michael Jäger ins Boot. Jäger begleitete Tim Raue mehrere Jahre aus Souschef in seinem Restaurant. Zuletzt war er drei Jahre Küchenchef im Grill Royal und verantwortlich für dessen hervorragenden Ruf als bestes Steak Restaurant Berlins. Jetzt setzt Michael Jäger gemeinsam mit Tim Raue und seiner 5-köpfigen Küchenbrigade das neue Gastrokonzept um.

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Küchenchef Michael Jäger, langjähriger Begleiter von Tim Raue

Im la soupe populaire ist alles etwas anders. Auch die Küche. In einer Art Container bereiten Michael Jäger und sein Team ihre bodenständigen Gerichte zu. Das passt zur Volksküche. Die Speisekarte ist übersichtlich. Michael Jäger serviert 4 Vorspeisen, 4 Hauptgänge und 2 Desserts. Dabei handelt es sich um Berliner Spezialitäten und Klassiker, die das Team gemeinsam mit Tim Raue neu interpretiert. Das Speiseangebot wird dann je nach Kunstausstellung ergänzt. Obwohl das Restaurant erst im Mai aufgemacht hat, ist es schon etabliert.  Wer nicht rechtzeitig reserviert, hat keine Chance einen der wenigen Tische zu bekommen. Neben uns sitzen Geschäftsleute im feinen Zwirn, holländische Touristen und ein russisches Model mit ihrem Freund.

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Die Küche oder der moderne Küchencontainer

Das Ambiente ist zwar trashig, aber das Geschirr ist edel und der Service perfekt. Die Damen servieren im klassischen schwarzen Hosenanzug, die Herren im Hemd mit Weste und Fliege. Wir entscheiden uns an diesem Abend jeder für ein anderes Gericht und können somit 50 Prozent der Karte abdecken. Als Amuse Bouche wird uns ein Spargelsalat, sauer angemacht, serviert. Dazu gibt es hausgebackenes Brot und einen extrem leckeren Griebenschmalz

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Schon nach kurzer Zeit kommen die Vorspeisen. Wir haben uns zum einen den Krabbencocktail KaDeWe ausgesucht. Ein Klassiker, den sich viele Berliner und Touristen in der 7. Etage des Berliner Kaufhauses an einem Samstagmorgen gönnen und dazu einen Champagner schlürfen. Hier serviert man lieber einen leckeren Rieslingsekt. Der Klassiker aus den 70ern hört sich banal an. Aber was hier in der weißen KPM Porzellanschale serviert wird, ist alles andere als trivial. Drei zarte und überhaupt nicht bittere Chicoréeblätter umrahmen den Mix aus Jumboshrimps, Pilzen, Mandarine und Melone, pikant abgeschmeckt mit Piment d´Espelette. Saulecker!

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Krabbencocktail KaDeWe

 

Die zweite Vorspeise ist eine Stulle – so nennen die Berliner ein belegtes Brot. Die sechs Buchstaben können dieses Highlight aber nicht annähernd beschreiben. Auf einem schmackhaften Bauernbrot prangt ein perfekt abgeschmecktes Rindertatar. Eigentlich genug, aber das Küchenteam pimpt diese Stulle noch mit Saiblingskaviar – eine perfekte Kombination. Kleine Lauchzwiebel runden das Ganze ab.

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Stulle: Rindertatar und Saiblingskaviar

Auch auf den Hauptgang müssen wir nicht lange warten. Es gibt Berliner Leber. Wer kennt diesen Klassiker nicht. Mit leckeren gebratenen Apfelringen und Röstzwiebeln. Schon bei der Bestellung als wir gefragt werden “Ist Kanichenleber für sie ok?”, ist uns klar, dass wir hier eine Neuinterpretation erwarten dürfen. Die Kaninchenleber, die einen perfekten Garpunkt hat, ist auf ein Kartoffelpüree gebettet. Dazu gibt es geschmorte Äpfel und rote Perlzwiebel. Das Gericht wird mit in Teig ausgebackenen Zwiebelringen abgerundet. Genial! Am liebsten würde ich den Teller abschlecken. Zuhause hätte ich das auch gemacht. Michael Jäger erzählt uns später in der Küche, dass dieses Gericht nach nur wenigen Wochen bereits ein Klassiker ist und er sich vorstellen kann, dass der Aufschrei groß wäre, sollte er es je von der Karte nehmen.

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Berliner Leber

Der zweite Hauptgang ist ein sous-vide gegarter Kabeljau auf einem Estragonpüree.  Eines der besten Pürees, die ich jemals gegessen habe. Eine Offenbarung! Michael Jäger hat mir netterweise sein Rezept verraten. Es ist sehr aufwendig, aber das Ergebnis schmeckt unfassbar gut. Zum Fisch serviert la soupe populaire Berliner Schmorgurken. Diese sind so authentisch zubereitet, sie hätten auch von meiner Oma sein können. Die Kombination aus Estragon, Schmorgurken und Kabeljau begeistert uns. Den letzten Kick geben diesem Gericht kleine Kresseblättchen, die nach Koriander schmecken.

Bei der Auswahl der Hauptgänge hatten wir wirklich die Qual der Wahl. Wir hätten auch gerne die Königsberger Klopse probiert. Die müssen auch sehr lecker sein, denn der Nachbartisch hat ebenso geschwärmt wie wir. Die Hauptgänge im la soupe populaire liegen bei  16 bis 18 Euro.

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Kabeljau, Estragon und Schmorgurken

Jeder von uns bestellt ein anderes Dessert . “Heiße Liebe” heißt ein alter Klassiker, der auf den meisten Restaurantspeisekarten zu finden ist. Klar, dass hier auch das Vanilleeis mit heißen Himbeeren anders präsentiert wird. Michael Jäger serviert ein Vanillerahmeis, das in punkto Schmelz kaum zu toppen ist. Dazu “Berlins leckerste heiße Himbeeren” (O-Ton Küchenchef), die dann vom Service am Tisch über das Eis gegossen  werden.

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Unser zweites Dessert ist ein Bienenstich. Auf den ersten Blick sieht der “Jäger”-Bienenstich aus wie jeder andere auch. Ok, er ist rund und nicht eckig. Aber dieser Bienenstich hat es im wahrsten Sinne des Wortes ‘in sich’. Unter der luftigen Creme ist ein Aprikosensorbet versteckt, das sich harmonisch in die Gesamtkomposition einfügt. Auf der rechten Seite thront eine kleine Zucker-Biene.

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Bienenstich

Wir fragen nach der Rechnung und in einer kleinen Porzellan-Dose serviert man uns noch einen Abschiedsgruß: Schokoladentrüffel mit einem unglaublichen Schmelz. 3 Gänge mal 2, jeder einzelne perfekt, ein phantastischer und freundlicher Service und das Ganze für 42 Euro pro Person – das ist Volksküche auf Sterneniveau. Auch bei den Weinen sind die Preise absolut fair. Die Flasche Sauvignon Blanc von Schneider aus der Pfalz kostet 22 Euro. Übrigens ein sehr leckerer Wein. Bevor wir Gehen besuchen wir Michael Jäger noch in seiner Küche. Hier beschließen wir, das nächste Mal am Chef’s Table zu essen. Sehenswert sind übrigens auch die Toiletten. Wer noch einen kleinen Absacker trinken will, kann dies in der absolut stylischen Bar Le Croco Blue nebenan tun. Das haben wir uns für den nächsten Besuch aufgehoben. Satt und zufrieden laufen wir zurück in unser Hotel, vorbei an den Berliner Sehenswürdigkeiten. Beruflich viel unterwegs zu sein hat auch seine Vorteile…

 

 www.lasoupepopulaire.de

 

Kommentare
There are 2 comments on this post
  1. 13. Juni 2013

    Witzig. Genau gestern hatte ich auch meinen Bericht veröffentlicht und genau das gegessen, was hier ausgespart wurde. Über den Lachs als Vorspeise und die Königsberger Klopse als Hauptgang, hier entlang: http://www.erkocht.de/2013/06/la-soupe-populaire-berlin/

    Die Schokoladentrüffel sind übrigens wirklich ein Traum. Früher hatte Raue die zur Rechnung im “Tim Raue” serviert. Das hat er mittlerweile geändert, worüber wir einigermaßen enttäuscht waren ;-). Dass er die nun hier serviert, hilft natürlich darüber hinweg.

    • Mike Hamel
      13. Juni 2013

      Bist du aus Berlin?

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